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Sollte man aufhören, wenn es am schönsten ist…?
So war das bei mir: Einige Monate vor der Geburt meiner ersten Tochter habe ich mich als Bühnen- und Kostümbildnerin im Theater selbstständig gemacht. Ich hatte vorher schon als Assistentin im Theater gearbeitet, einige freie Stücke ausgestattet und wusste, was auf mich zukommen würde: Theaterprojekte in ganz Deutschland, Arbeitszeiten von 8.30 Uhr am Morgen bis 22.30Uhr am Abend, manchmal durchgehend. Proben und Besprechungen an den Wochenenden, viele interessante und nette Menschen mit großer Leidenschaft für diese zauberhafte Welt des Theaters, leben in Gästewohnungen, Essen meist unterwegs, mit großen Kostümeinkaufstaschen auf den Schultern.
Da mein Mann einen noch unbeständigeren Job mit viel Reiserei hatte, nahm ich meine Tochter meist mit und ließ sie an meinem Einsatzort von einer Tagesmutter betreuen. So weit, so gut. Dann wurde ich wieder schwanger, dieses Mal mit Zwillingen. Aber irgendwie gefiel ich mir auch in der Rolle als arbeitende Powermutter, die ihre drei kleinen Kinder mit an ihren Arbeitsort nahm und sich und der Welt zeigen wollte, dass Mutter-Sein und so eine Arbeit sehr wohl zusammenpassen.
Und dann: Rückenschmerzen. Meckern, rund um die Uhr. Heimweh, wenn die Kinder mal nicht bei mir waren. Tränen vor der nächsten Abreise, Tränen, wenn es mal wieder zu viel war. Migräne. Unzufriedenheit mit dem Verdienst. Das Gefühl haben, nicht weiter zu kommen. Schlaflose Nächte. Stundenlanges, komatös wirkendes Schlafen am Wochenende. Das Gefühl „Alle andere haben es viel leichter als ich.“ Das abschätzige Betrachten meiner kinderlosen Kollegen.
Kurz vor knapp (oder schon mittendrin) zog ich die Reißleine und plante ein Jahr berufliche Auszeit. Und so feierte ich am 30.3.2018 mit viel Alkohol und einer durchtanzten Nacht meine vorerst letzte Theaterpremiere und den Eintritt in ein Jahr Erholung und berufliche Neuorientierung.
Findest du dich in einem Punkt in meiner Geschichte wieder? Hattest du vielleicht mal ähnliche Gedanken und Gefühle?